Geschichte einer Apfelsorte

Der "Fensterapfel" oder "Gunsleber Dickapfel"

Der  "Fensterapfel", der in seinem Heimatdorf landläufig unter der Bezeichnung "Gunsleber Dickapfel" bekannt war, ist eine etwa um die Mitte des 18. Jahrhunderts wahrscheinlich als Zufallssämling entstandene und dann weiterkultivierte Apfelsorte.

Der Gunsleber Dickapfel wurde besonders wegen seiner Schmackhaftigkeit, Größe und Lagerfähigkeit geschätzt. Traditionell erfreute sich dieser Lagerapfel großer Beliebtheit als Wirtschaftapfel zum Backen und als Bratapfel.  Im 19. Jahrhundert erlangte er aufgrund ihrer Eigenschaften große lokale Bedeutung. Im 20. Jahrhundert wurde er jedoch durch ertragreichere, modernere Sorten zunehmend verdrängt. Zudem fand in seiner Heimatregion nahe der ehemaligen innerdeutschen Grenze  im Zuge der Wende ein massiver Strukturwandel mit abnehmenden Einwohnerzahlen  statt. Zahlreiche Kleingärten, in denen zuvor noch alte, standortgerechte Obstsorten vorhanden waren, verwilderten und verschwanden später.

So auch in Gunsleben und Umgebung. Waren es zur Zeit des Mauerfalls im Jahre 1989 noch knapp 400 Einwohner, die sich in Gunsleben bei Oschersleben auf den besonders fruchtbaren Böden der Magdeburger Börde meist der Landwirtschaft und dem Gartenbau widmeten, so sind es heute weniger als  250. Derzeit ist nur noch ein privater Kleingärtner bekannt, der ein wohl gesichertes Exemplar dieser Sorte in seinem Obstbaumbestand hat.

Dringender Handlungsbedarf ist daher geboten, um diese rund 250 Jahre alte Apfelsorte zu erhalten, denn obwohl seit kurzem wieder erste Neuveredelungen vorgenommen werden, darf der Fortbestand der Sorte nicht als gesichert betrachtet werden.

Für Hinweise auf einzelne, an weiteren Standorten vorhandene Exemplare sind wir daher sehr dankbar. Nehmen Sie sich die Zeit für einen kleinen Rundgang auf den folgenden Seiten mit ein paar Informationen und Bildern über diese höchst selten gewordene Apfelsorte.